Reden worüber zu viele schweigen-Wenn Weiblichkeit zur Qual wird…

Chronische Erkrankungen der Vulva sind weit verbreitet und stark tabuisiert. Eine frühzeitige und korrekte Differentialdiagnose im Dschungel der Erkrankungen rund um die weiblichen Geschlechtsorgane würde so mancher Leidensweg verkürzen, verhindern und auch Missverständnisse, Scham- und Schuldgefühle zwischen Mann und Frau im Hinblick auf die Sexualität positiv beeinflussen.

Es ist wichtig, die Krankheiten der weiblichen Geschlechtsorgane, insbesondere der Vulva beim Namen zu nennen, offen darüber zu kommunizieren und die Menschen zu sensibilisieren.

Eine der häufigsten nicht infektiösen chronischen Hauterkrankung der Vulva nennt sich Lichen sclerosus (LS).

Leider wird die Erkrankung oft über einen langen Zeitraum fehlgedeutet und mit Erkrankungen wie Pilzinfektionen, Herpes Genitalis und anderen Infekten verwechselt. Die Erkrankung führt zu Beginn zu Hautveränderungen, unfassbar starken Schmerzen und quälenden Juckreiz und Brennen.

LS ist nicht ansteckend, hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun und ist keine Geschlechtskrankheit! Sie verläuft meistens in Schüben über Jahre/Jahrzehnte.

Oft bestehen gleichzeitig Autoimmunerkrankungen, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Schilddrüsenfehlfunktion oder Diabetes. Infolge dessen wird Lichen sclerosus auch den Autoimmunerkrankung zugeordnet.

Körpereigene, immunkompetente Zellen zerstören das elastische Bindegewebe der Unterhaut des äusseren Genitals und begleitend tritt eine Gefässentzündung auf, es entstehen offene Stellen und/oder Hyperkeratosen (Verschorfung).

Unbehandelt führt die Krankheit zu qualvollen physischen Veränderungen, welche schlussendlich auch vor der seelischen Ebene nicht halt machen und eine Art Verlust der Weiblichkeit (seltener Männlichkeit) verursachen.

Es können sich die kleinen Schamlippen zurückbilden, die Vorhaut der Klitoris verkleben/begraben und der Scheideneingang massiv enger werden. In Extremfällen ist das weibliche Genital als solches nicht mehr zu erkennen!

Der Leidensdruck für die betroffenen Frauen, in seltenen Fällen auch Männer, ist unfassbar gross. Sexualität ist oft kaum oder nicht mehr lebbar, da Jucken, Brennen, starke Schmerzen in der Intimzone sowie auch schmerzhaftes Einreissen des Scheideneingangs beim Geschlechtsverkehr kein Vergnügen, sondern nur noch Qual darstellen.

Stellen Sie sich vor, ca. jede 50 Frau ist von dieser Erkrankung betroffen, zum Teil auch schon sehr junge Frauen, die noch ihr ganzes (Liebes)-Leben und Familienplanung vor sich haben. Aber auch Mädchen und Männer/Jungs können betroffen sein. Zudem kann die Erkrankung auch den Damm und die Anusregion betreffen, sehr selten auch an anderen Körperteilen auftreten.

Ohne adäquate Behandlung tragen betroffene Frauen ein erhöhtes Krebsrisiko.

Sie sehen, es ist ausserordentlich wichtig, bei wiederkehrenden, teils diffusen Beschwerden im Geschlechtsbereich unbedingt einen Gynäkologen/Gynäkologin/Urologen aufzusuchen und bei nicht wirklich wirksamen Therapien hartnäckig zu bleiben, sich zu informieren und allenfalls den Arzt zu wechseln.

Denn bei richtiger Therapie ergeben sich gute Behandlungserfolge - der Lichen sclerosus wird mit kortikoid-haltigen Salben behandelt. Mit möglichst früher und konsequenter Therapie können langwierige und komplikationsreiche Erkrankungsverläufe vermieden oder reduziert werden.

Wichtig ist nebst der äusserlich-lokalen Behandlung mit Cortison, die familiäre Anamnese zu beleuchten, allenfalls Begleiterkrankungen, Autoimmunerkrankungen adäquat schulmedizinisch und begleitend komplementärmedizinisch zu behandeln.

Ein wichtiger Faktor dabei die psychische Komponente. Die Krankheit erzeugt erheblichen Leidensdruck und wird trotzdem aufgrund Schamgefühle tabuisiert und verschwiegen. Es ist wichtig, sich entsprechende fachkompetente Hilfe zu suchen, eine Psychotherapie zur Verarbeitung der Erkrankung miteinzubeziehen.

Interessant: Es gibt in vielen Fällen pararell zum Ausbruch, Verlauf der Erkrankung in der Biographie Hinweise auf sexuellen Missbrauch! Körper, Seele und Geist sind eine Einheit - wird etwas komplett verdrängt und aus dem Bewusstsein abgespalten, der Körper wird es irgendwann zum Ausdruck bringen.

Weitere Erkrankungen des Geschlechtsbereiches wie Lichen planus und Lichen ruber, Vulvodynie, Pilz- und Blaseninfekte, Herpes Genitalis, Clamydien, Psoriasis im Intimbereich, Vaginismus und Endometriose bringen ebenfalls grossen Leidensdruck und Einschränkungen im Alltag und Sexualität mit sich.

GsundZiit begleitet und berät Sie gerne rund um diese Themen, wo man lieber schweigt als kommuniziert - ein Arztbesuch ist in den meisten Fällen unumgänglich und empfehlenswert! Jedoch kann gerade bei Lichen sclerosus, Vulvodynie und Vaginismus mit Fussreflexzonentherapie und allgemein Manualtherapien auf der Basis von Entspannung grosse Erleichterung und Stärkung des Immunsystems erreicht werden.

Ebenfalls gilt es, wie bereits oben erwähnt auch bei Erkrankungen “untenrum” die Ernährungs- und Lebensweise zu überprüfen, Korrekturen und Optimierungen vorzunehmen und mit Naturheilkundlichen Massnahmen und Nahrungsergänzungsmitteln Unterstützung zu bieten.

Sexualität kann mit dem richtigen Partner/Partnerin erfüllend, schön und eine treibende Kraft darstellen. Viele Menschen, gerade Frauen, werden oft bezichtigt, frigide zu sein oder “nicht zu wollen”…. - leider vergessen die Mitmenschen oft, das die betroffenen Partner/Partnerinnen nicht können und nur Schmerzen und Pein erleben.

Zu Schweigen verändert nichts - im Gegenteil. Offen darüber zu sprechen und Lösungen anzustreben öffnet neue Türen und stärkt die Lebensqualität aller Beteiligten!

Wichtige Anlauf- und Informationsquellen:

www.lichensclerosuns.ch

Gyn-Zentrum Luzern - Dr.Prof. Andreas Günthert

www.endo-help.ch

www.vaginismus-selbsthilfe.de

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Wie das Schmerzgedächtnis entsteht…

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Psychoneuro- immunologie