Psychoneuro- immunologie

Zu Recht können wir sagen, dass wir hier in der Schweiz ein ausserordentlich gut funktionierendes Gesundheitssystem haben. Auch ich bin im Verlauf meines Lebens mehrmals dankbar gewesen, schulmedizinische und komplementärmedizinische Behandlungen, Operationen und Hilfe bei Nofällen in Anspruch nehmen zu können.

Doch wie alles in unserer dualen Welt hat auch die Schulmedizin eine Kehrseite der Medaille aufzuweisen.

Kritisch ausgedrückt kann man von einer “gespaltenen” Medizin sprechen, also einer Medizin für kranke Körper ohne Seelen.

Im Verlauf der Weltgeschichte kam es in der Medizin zu bahnbrechenden Entdeckungen - 1628 wurde der Blutkreislauf des Menschen von William Harvey entdeckt. Etwa 50 Jahre später wurden mit dem Mikroskop erstmals Mikroorganismen - Spermatozoen gefunden.

Diese beiden Entdeckungen hatten zur Folge, das ältere metaphysische Theorien über den Sitz und Ursprung des Lebens durch mechanistische, experimentell überprüfbare Modelle ersetzt wurden.

Es war nur eine Frage der Zeit, wann die physiologischen (rein körperlichen) Vorgänge so präzise entschlüsselt wurden, das die Medizin Körper und Psyche voneinander trennte. So entstand die Allopathie, die naturwissenschaftlich orientierte Schulmedizin. (“Maschinenmedizin”)Von da weg waren die Philosophie und Theologie (wieder) ersatzweise zuständig für die Beschäftigung der Seele!

Psychoneuroimmunologie, auch als angewandte integrierte Medizin formuliert, weist auf die fein- und vielschichtigen, komplex vernetzten Vorgänge und Zusammenhänge des Nervensystems, der Psyche (Gefühle/Emotionen), dem Hormonsystem und dem Immunsystem hin.

Alles ist miteinander vernetzt, in Kommunikation im Körper, aber eben auch mit allem, was den Menschen im Aussen umgibt. Diese ganzheitliche Sichtweise ist im Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit meines Erachtens unabdingbar, von grösster Wichtigkeit und Dringlichkeit.

Denken wir an die letzten 2 Jahre - den Stresstest - Corona - werden uns diese oben aufgeführten Zusammenhänge der Psyche mit den Körpersystemen, voraus dem Immunsystem, deutlich vor Augen geführt!

Diese Pandemie wird uns Menschen auch in der Zukunft durch die Auswirkungen auf Körper, Geist und Seele mit viele Folgeschäden verursacht durch das Virus selbst, Nebenwirkungen und Reaktionen auf die Impfung, Maskenpflicht und weitere tiefgreifende Begrenzungen im Leben auf Trab halten.

Long-Covid ist eine dieser nicht zu unterschätzenden Folgen, die das Gesundheitssystem in den nächsten Jahren herausfordern wird.

Wenn wir als Beispiel für das Verständnis der Psychoneuroimmunologie (PNI) das Phänomen Stress wählen, können Sie die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Systemen (Psyche, Nervensystem, Hormonsystem und Immunsystem) schneller und besser erkennen.

Psychischer negativer, vor allem chronischer Stress hat immense belastende körperliche Auswirkungen.

Sehr vereinfacht erklärt: Bei Stress kommt es im Körper zur Aktivierung eines bestimmten Teil des Nervensystems, als Sympathikus bezeichnet. Dieser veranlasst durch Ausschüttung diverser Hormone (Adrenalin, Cortisol, ua.) den Körper, sich auf Flucht oder Kampf einzustellen. Diverse körperliche Reaktionen wie Beschleunigung der Herzaktivität, Erweiterung der Bronchien, Einstellen der Darmfunktion etc. sind die Folge davon.

Hält der chronisch-negative Stress über längere Zeit an, führt dies durch die andauernde Hormonausschüttung mit entsprechenden physischen Reaktionen zu einer chronisch-unterschwelligen Entzündungsreaktion im Körper. Weiter sind dann Beschwerden und Erkrankungen wie Bluthochdruck, Schlafstörungen, Herzrasen, depressive Verstimmungen, Verdauungsstörungen ernsthafte Folgen, welche durch Risikofaktoren wie Rauchen, Fehl-und Überernährung, Bewegungsarmut und vieles mehr verstärkt werden.

Das chronischer Stress (physisch und psychisch) durch diese Wirkungskaskade in den Körpersystemen einerseits nachhaltig das Immunsystem, andererseits aber auch die Psyche schwächt und umgekehrt, liegt auf der Hand!

Des weiteren kann zum Beispiel ein dramatisches, emotional bedeutendes Thema, eine lebensbedrohliche traumatische Erfahrung, die das ganze Leben überschattet, zu einer Manifestation der Emotion in Psyche und den oben aufgeführten Systemen im Körper und somit auch zu schwerer Erkrankung führen bzw. die Entstehung fördern und/oder den Heilungsprozess blockieren.

Ein weiterer spannender Denkansatz aus der PNI und Psychoanalyse ist, das nicht ausgedrückte Aggression und Wut zu den pathogenetischen Mechanismen von Autoimmunerkrankungen gehören. Diese treten darüber hinaus gehäuft nach Traumatisierungen auf. Es wurden Studien in Bezug auf Patienten/-Innen mit sytemischen Lupus Erythematodes erstellt, die solche Zusammenhänge aufzeigten. Es lässt sich also vermuten, das die Schwierigkeit, Wut auszudrücken, Vorbote von psychoimmunen Pathologien, also Autoimmunerkrankungen sein können.

Dieser übergreifend ganzheitliche Denkansatz der Psychoneuroimmunologie lässt erahnen, das wir Menschen in Zukunft eine “neue Medizin” brauchen, eine Medizin, die über die Reduktion des Körpers in Einzelteile hinausgeht und den Menschen wieder dort positioniert, wo ursprünglich gedacht. Als Einheit von Körper, Geist und Seele, integriert in ein komplexes System von Umwelt und psychosozialen Faktoren.

Welch Freude wäre es, wenn Schulmedizin, Komplementärmedizin/Naturheilkunde und Psychologie in gegenseitig wertschätzender Haltung noch engmaschiger zusammenarbeiten würden!

Mögen diese wenigen Zeilen Euch Leser/-Innen einen Mikroeinblick in einen Makrokosmos eines ausserordentlich spannenden Themas gewähren und im Sinne der Prävention/ganzheitlichen Gesundheitsförderung dazu motivieren, genauer hinzusehen und das Unsichtbare hinter dem Sichtbaren zu erkennen.

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